Interview mit Chefarzt Armand

Können Sie das vergangene Jahr in einem Satz zusammenfassen?

Schrittweises Wachstum.

Wie hat sich die Pandemie auf die Arbeit im Medical Center ausgewirkt?

Die Menschen haben begonnen, sich von den medizinischen Einrichtungen abzuwenden. Einerseits aus Angst vor einer Ansteckung im Krankenhaus, aber auch aufgrund der Skepsis gegenüber den verwendeten Medikamenten, dem Impfstoff oder sogar der Pandemie selbst. All diese Gründe wurden durch die Auswirkungen der Infodemie (Fehlinformationen, die in den sozialen Medien kursieren), die wir im Land beobachtet haben, noch verstärkt. Das Vertrauen zwischen der Öffentlichkeit und den Gesundheitsbehörden war gestört.

Was habt ihr während der Pandemie gelernt?

Die Lektionen, die wir während der Pandemie gelernt haben, sind unzählig.
Besonders wichtig erscheint mir jedoch, dass wir viel über die Gemeinschaft gelernt haben. In unseren Gesprächen haben wir beispielsweise erfahren, dass die Bevölkerung ihre Informationen zum Thema Gesundheit vor allem von Gleichaltrigen und aus den sozialen Medien bezieht. Das brachte uns zu dem Schluss, dass es eine Vertrauensbasis zwischen dem Vermittler und dem Gemeindemitglied geben muss, um gehört zu werden. Aus diesem Grund haben wir im Jahr 2021 einen stärker auf die Gemeinschaft ausgerichteten Ansatz verfolgt. Wir schufen Partnerschaften mit den Gemeindeorganisationen und wichtigen Persönlichkeiten, um Vertrauen aufzubauen und die Gesundheit der Menschen besser beeinflussen zu können.

Was hat sich seit der Eröffnung des medizinischen Zentrums geändert?

Wir konnten viele neue Dienstleistungen (Begleitung während Schwangerschaft und Mutterschaft, Physiotherapie, Ernährungsberatung, zusätzliche Laboruntersuchungen) schaffen. Diese sind jetzt auch für die schwächsten Mitglieder der Gemeinschaft erschwinglich: Es gibt neben der gewöhnlichen Preisliste nun auch eine Sonderpreisliste mit kostenlosen Beratungen, einigen kostenlosen Dienstleistungen und einer durchschnittlichen Ermässigung von 30 % auf alle Laboruntersuchungen und verkauften Medikamente. Nicht zuletzt haben wir mehr Mitarbeiter angestellt und die Öffnungszeiten auf alle sieben Tage der Woche erweitert.

Was waren Ihre wichtigsten Projekte im vergangenen Jahr?

Im vergangenen Jahr waren unsere grössten Projekte die Kampagne zur Verhütung von Teenagerschwangerschaften und die Kampagne zur Untersuchung und Prävention von Bluthochdruck.
Aber wir haben auch eine Kampagne zur Gebärmutterhalskrebsvorsorge, einen Ernährungsworkshop für Übergewichtige, ein Programm zur regelmässigen körperlichen Betätigung für Frauen in der Gemeinde, eine Aufklärungskampagne zur Handhygiene in Grundschulen, eine Erste-Hilfe-Ausbildung für Schüler und andere Projekte durchgeführt.

Wie hat KamerunGO! Ihre Arbeit beeinflusst?

KamerunGO! spielt eine enorm wichtige Rolle bei unserer Arbeit. Sie unterstützt uns sowohl organisatorisch, als auch finanziell bei der Umsetzung unserer Projekte. Von Anfang an gab sie eine Richtung vor und liefert noch immer Anregungen und Ideen für das Medical Center.

Was sind die wichtigsten Projekte für 2022?

Wir haben unsere Projekte in 3 Hauptkategorien unterteilt, die sich an den Zielen des Medical Center orientieren. Erstens sollen die Dienstleistungen weiter ausgebaut werden, um den Bedürfnissen der Bevölkerung noch mehr gerecht zu werden. Die wichtigsten Teilbereiche sind dabei die zahnärztliche Abteilung sowie die Augensprechstunde.
Zweitens wollen wir weiter Partnerschaften in der Gemeinde knüpfen. Das Netzwerk der lokal wichtigen Persönlichkeiten soll dabei vor allem bei zwei Projekten zum Tragen kommen: Eine zweite Kampagne zur Verhinderung von Teenager-Schwangerschaften sowie eine Präventionskampagne zu hygienebedingten Krankheiten an Schulen.
Drittens soll das Angebot der Sonderpreisliste auch auf sozial schwächere Personen aus umliegenden Gemeinden ausgeweitet werden.

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Jana Arnold

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