Bildung für Flüchtlingskinder der anglophonen Krise

Die Krise im anglophonen Teil Kameruns hält nun bereits seit fünf Jahren an. Viele Betroffene, vor allem Kinder, flüchten in andere Landesteile. KamerunGO! versucht in Zusammenarbeit mit Hope and Life Cameroun und anderen lokalen Partnern, für die Bildung und Gesundheit der Kinder zu sorgen.

 


Mitglieder von Hope and Life Cameroun beim Verteilen von Schuluniformen an Flüchtlingskinder.

 

1960 war das Jahr, das man heute als das «Afrika-Jahr» bezeichnet. 18 Kolonien erlangten die Unabhängigkeit von ihren Kolonialherren. Den Anfang machte Kamerun: Am 1. Januar wurde die unabhängige Republik Kamerun im ehemaligen französischen Mandatsgebiet ausgerufen. 1961 schloss sich schliesslich auch der von Grossbritannien verwaltete Teil Kameruns an die Republik an. Dies jedoch nur unter einer Bedingung: die eigene Kultur, Sprache und auch ihr Verwaltungssystem sollten erhalten bleiben. Es entstand die Föderative Republik Kamerun, die dem anglophonen Teil eine gewisse Unabhängigkeit zugestand.

Der damalige Präsident Ahmadou Ahidjo hielt sich nicht an die gemachten Versprechungen. Innerhalb der nächsten zehn Jahre erzwang er zunächst eine Einheitspartei, 1972 wurde die Föderation schliesslich zu einem stark zentralistischen System – der Vereinigten Republik Kamerun –  umgewandelt. Es begann eine Unterdrückung jeglicher Opposition, die der bis heute amtende Präsident Paul Biya fortsetzte. 2016 begann der Konflikt zu eskalieren: Lehrer und Anwälte protestierten zunächst friedlich gegen die zunehmende Verdrängung der englischen Sprache. Als sich jedoch die lokale Bevölkerung den Protesten anschloss, und zusätzlich die mangelnde Infrastruktur und schlechte Wirtschaftslage kritisierte, kam es vermehrt zu Gewalt. Die Regierung griff mit Tränengas und Wasserwerfern ein, zahlreiche Protestierende wurden verhaftet.

Schulen zum Teil seit vier Jahren geschlossen

Fünf Jahre später hält die Krise noch immer an. Bisher sind ihr rund 5’000 Menschen zum Opfer gefallen, über 700’000 wurden vertrieben – und dies sind nur die offiziellen Zahlen. Statt sich zu einem Dialog bereitzuerklären, setzt die Regierung dennoch auf militärischen Einsatz. Angesichts der Aussichtslosigkeit haben sich die Milizen radikalisiert, viele fordern gar eine Ablösung vom französischsprachigen Teil Kameruns. Um Druck auf die Regierung auszuüben, haben die Separatisten viele Schulen geschlossen oder zerstört. Aus diesem Grund und auch wegen der generellen Unsicherheit schicken viele Eltern ihre Kinder in andere Landesteile – oftmals allein und ohne jegliches Hab und Gut. Viele können zwar bei Verwandten unterkommen. Die Schule zu finanzieren, gestaltet sich dennoch für viele schwierig.

Der englischsprachige Teil von Kamerun setzt sich aus den Regionen Nord West und Süd West zusammen. Die Flüchtlinge bewegen sich vor allem in Richtung Südosten und bevorzugen Städte als Zufluchtsort.

 

Hier setzt die Refugees back to school-Kampagne von KamerunGO! und der NGO Hope and Life Cameroun ein. «Wir arbeiten mit lokalen Partnern wie Schulen oder Kirchen zusammen», berichtet Ursina Sprenger, Präsidentin von KamerunGO!. Diese vermelden jeweils, wie viele Flüchtlingskinder eingetroffen sind, und welche Unterstützung sie brauchen. Oft geht es darum, die Schuluniform oder das Schulmaterial zu bezahlen. Einigen wird auch eine Privatschule finanziert, da die kostenlosen öffentlichen Schulen sehr überfüllt sind. «Wir setzen darauf, möglichst vielen Kindern immerhin das Minimum zur Verfügung zu stellen.» Bis jetzt konnten so 600 bis 800 Kinder wieder eingeschult werden, nachdem diese zum Teil über mehrere Jahre keine Schule besucht hatten.

Medizinische Versorgung in schwerwiegenden Fällen

Fällt ein Kind durch seinen schlechten gesundheitlichen Zustand besonders auf, greift man auch dort ein. So zum Beispiel bei dem Flüchtlingsmädchen Joyce, das im anglophonen Teil Kameruns aufgewachsen ist: Im Alter von sechs Jahren wurde ihr beim Spielen vor dem Haus ins Bein geschossen. In einem Spital konnte sie nur dürftig verarztet werden, und auch nach mehreren Monaten war die Wunde noch nicht richtig verheilt. Joyces Mutter war zu Beginn der Krise mit ihrer eigenen Mutter nach Douala gegangen, um Geld für die Familie zu verdienen. Als sie von dem Vorfall hörte, holte sie auch Joyce und ihre zwei Geschwister zu sich nach Douala. Joyce, mittlerweile 9-jährig, ging noch immer an einer Krücke. Eine weitere Behandlung konnte sich ihre Mutter nicht leisten. Bis sie im Rahmen der Kampagne mit Hope and Life Cameroun in Kontakt kam: Sofort wurde Joyce ins Medical Center gebracht und untersucht. Der Partner Bon Secours sagte schliesslich zu, die weitere Behandlung zu finanzieren, und Joyce erhielt endlich die dringend benötigte Operation. Sie lebt mittlerweile in Dimako im Osten Kameruns und wird weiterhin medizinisch betreut.

Joye am Tag ihrer Ankunft in Dimako…                                                                                                      … und am Tag ihrer Operation.

 

Natürlich ist Joyce lange nicht das einzige Kind, das auf Hilfe angewiesen wäre – wie sie leiden unzählige Kinder nicht nur an körperlichen, sondern auch seelischen Wunden. «Just like Joyce, many other children are suffering from different wounds, trauma and other things, many others even died», drückt es Samuel «Samy» Mpome, Leiter der NGO Hope and Life Cameroun, aus. Der norwegische Flüchtlingsrat bezeichnet die anglophone Krise seit Jahren als eine der am meisten vernachlässigten Krisen der Welt – denn trotz der prekären Situation wird in den Medien nur wenig berichtet. Und auch in naher Zukunft ist aufgrund der fehlenden Kooperationsbereitschaft nicht mit einem baldigen Ende des Konflikts zu rechnen. Paul Biya lehnte in der Vergangenheit mehrere Dialogangebote, darunter auch eines der Schweiz, ab.

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Jana Arnold

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